Leserbrief vom 15.02.2019

von  Jürgen Jakob

Die drohende C-Trasse, die diagonal durch den Lampertheimer Wald geführt werden soll, vernichtet nicht nur wertvollen Naturraum, sondern auch einen uralten Kulturraum. Der Lampertheimer, Bürstädter und Lorscher Wald gehörten einst zum Kerngebiet im Königsforst „Forehahi“, der erstmals 1002 urkundlich erwähnt wurde. Dieses Waldgebiet, welches sich vom Rhein bei Erfelden bis Bessungen (heute Stadtteil von Darmstadt) entlang der Bergstraße bis Schriesheim an den Neckar und zurück nach Norden am Rhein entlang erstreckte, wurde von Kaiser Heinrich II. an den Wormser Bischof Burchard und dessen Bistum verschenkt.

Ein Wildbann regelte sowohl das Jagdrecht, als auch die Nutzung des Holzes. Der Name „Forehahi“ leitet sich von foreh. ahi ab, welche eine Stelle bezeichnet an der Kiefern wachsen. Eine andere Deutung des Wortes bezeichnet einen „Föhrenhaag“ als Ursprungswort und ist gleichbedeutend mit einem Kiefernwald. Heute gehören die Restflächen dieser uralten Wälder, die nachweislich 1200 Jahre ununterbrochen einer ausschließlichen Waldnutzung vorbehalten waren zum Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Forehahi“ und umfassen 9.527 Hektar. Als unzerschnittene Restfläche des einst legendären Königsforstes ist nur das Gebiet erhalten, welches von der A 67 im Osten, der B 47 im Norden und der L 3110 im Süden, sowie der Feldgemarkung im Westen eingegrenzt wird. Genau dieses Waldgebiet soll der Schnellbahnstrecke von Frankfurt/M. nach Mannheim geopfert werden, weil die Planer der Bahn unbedingt in 29 Minuten diese Strecke bewältigen wollen und daher eine Bündelung mit den Autobahnen A 67 und A 6 ablehnen.

Was bedeutet dies für uns, wenn diese Planung Realität wird? Von Lorsch kommend wird eine mindestens 80 Meter breite Bahntrasse unmittelbar an Neuschloß vorbei durch die Feldgemarkung und das Bruch weiter nach Mannheim-Blumenau führen. Diese Trasse, die während der Bauzeit auch breiter ausfallen kann, wird wie eine unüberwindbare „Zonengrenze“ unseren Wald und die Felder zerteilen. Liebgewonnene Spaziergänge oder Radtouren werden nicht mehr in bisheriger Weise möglich sein, ebenso nicht die Joggingstrecken und die Wege für die Reiter. Denn die Trasse wird man nur an einigen wenigen Stellen queren können. Es gibt dann eine Ost- und eine Westhälfte, die ursprüngliche Qualität unseres Naherholungsgebietes ist zerstört. Ich habe mich bei meinen Ausführungen hauptsächlich auf die Auswirkungen auf unseren Wald beschränkt.

Wer nicht will, dass dieser uralte Natur- und Kulturraum unwiederbringlich zerstört wird, sollte am 1. März bei der Lichterdemonstration ein sichtbares Zeichen setzen. Frei nach Prof. Grzimek appelliere ich: „Forehahi“ darf nicht sterben.