Südhessen Morgen vom 28. Dezember 2018

von Uwe Rauschelbach

ICE-Trasse: Streckenverlauf zwischen Frankfurt und Mannheim soll im kommenden Jahr beschlossen werden

LAMPERTHEIM. Die Planung einer Schnellbahntrasse zwischen Frankfurt und Mannheim nimmt deutlich Fahrt auf. Darüber informiert Bürgermeister Gottfried Störmer im Gespräch mit dem „Südhessen Morgen“. Anlass für die Einschätzung des Lampertheimer Verwaltungschefs ist ein Schreiben der mit diesem Vorhaben betrauten Projektleiter Jörg Ritzert und Gerd-Dietrich Bolte, das in diesen Tagen im Lampertheimer Rathaus eingetroffen ist.

Nach Aussagen der beiden Bahnvertreter soll die Planung der ICE-Trasse im kommenden Jahr in ihre entscheidende Phase treten. Demnach steht 2019 die Entscheidung über die Variante für den gesamten Streckenverlauf zwischen der hessischen und der nordbadischen Metropole an. Wie in den vergangenen Jahren mehrfach berichtet, ist als mögliche Variante auf Lampertheimer Territorium die sogenannte C-Trasse im Gespräch; sie würde südlich von Lorsch in südwestlicher Richtung durch den Lampertheimer Wald verlaufen, um in Höhe der Autobahn 6 Kurs auf den Mannheimer Hauptbahnhof zu nehmen. Gegen diese Variante wehrt sich die Stadt mit Händen und Füßen. Mit konstruktivem Protest geht die Bürgerinitiative „Lebensraum vor ICETrasse“ (Bila) gegen das Szenario einer Waldzerschneidung vor.
Vor Jahren haben sich die Vertreter der Kreiskommunen wie auch der Stadt Mannheim auf eine sogenannte Konsenstrasse verständigt, die eine weitgehende Bündelung der ICE-Strecke mit den Autobahnen 67 und 6 beabsichtigt, um die ökologischen Folgeschäden einer C-Trasse zu mildern. Ob dieser Konsens noch trägt? Dies möchte Lampertheims Bürgermeister Störmer nun herausfinden.

C-Trasse droht

Er hat sich deshalb mit einem Schreiben an die Vertreter Mannheims sowie der von der Trassenplanung betroffenen Kreiskommunen gewandt und ein gemeinsames Treffen vorgeschlagen. Darin sollen die Positionen der Kommunalvertreter erörtert werden und, wenn möglich, in einem erneuerten Konsens münden. Zweifel an der Tragfähigkeit des bisher geschmiedeten Konsenses ergeben sich nach Störmers Einschätzung mit der Forderung Mannheims nach einer Untertunnelung der Strecke. Diese lasse sich aber aus technischen und wirtschaftlichen Gründen am ehesten realisieren, wenn die ICE-Trasse nicht – wie von der Region bislang gefordert – über zwei abgerundete rechte Winkel von Lorsch nach Mannheim verliefe, sondern in möglichst gerader Strecke, also auf einer C-Trasse.
Unterdessen äußern die Projektleiter der Bahn den Vorschlag, eine Arbeitsgruppe mit parlamentarischer Beteiligung einzusetzen, die die Planungen der Bahn ab kommendem Jahr begleiten und eine interne Abwägung der unterschiedlichen Interessen leisten soll. Von der Gründung eines Projektbeirats ist dabei zwar nicht die Rede; ein solches Gremium allerdings wäre aus Sicht der Kommunalvertreter neben dem bereits tagenden Beteiligungsforum ein geeignetes Instrument, um die Forderungen der Region mit politischer Schubkraft durchzusetzen.
Deshalb wäre es, neben der Kräftigung des bisherigen Konsenses, ein weiteres Ziel des vom Bürgermeister vorgeschlagenen Treffens mit den Amtskollegen dies und jenseits der Landesgrenze, gegenüber der Bahn auf die Einrichtung eines Projektbeirats zu drängen. Geht es doch am Ende darum, die letztgültigen Entscheidungen im Bundestag durch die Formulierung einer einhelligen regionalen Position konstruktiv zu beeinflussen.

Bevölkerung mobilisieren

Seit etwa einem Vierteljahr trifft sich Gottfried Störmer mindestens einmal im Monat mit Vertretern der Bürgerinitiative Bila, um sich über das weitere Vorgehen abzustimmen. Dies macht deutlich, dass die Streckenplanung nun tatsächlich in eine heiße Phase tritt. Zusätzlich geht es in den Gesprächen zwischen Stadt und Bila auch um die Frage der Mobilisierung der Bevölkerung.
Ziel ist es im weitesten Sinne, die Menschen der Region auf sämtlichen kommunikativen Wegen über die für Lampertheim so relevante Entscheidung der Bahn zu informieren. Die Bevölkerung soll motiviert werden, gemeinsam Position gegen eine Trassenführung zu beziehen, mit der aus Lampertheimer Sicht äußerst negative Folgen verbunden wären. Und das über viele Jahrzehnte hinaus.

© Südhessen Morgen, Freitag, 28.12.2018