Lärm macht krank. Vor allem dann, wenn er zur Dauerbelastung wird. Und dies ist zu erwarten, wenn Lampertheim mit täglich rund 300 Hochgeschwindigkeits- sowie bis zu 500 Güterzüge konfrontiert wird.

Die Lärmbelästigung wird enorm sein, wenn über Lampertheims Gemarkung nicht nur eine, sondern zwei Zuglinien führen. Denn die Riedbahn – sie verläuft durch die Stadt – soll künftig noch stärker als heute vom Güterverkehr genutzt werden. Und auf der Neubaustrecke – die Variante C geht direkt an Wohngebieten und der Pestalozzi-Schule vorbei – sollen sowohl Güter- als auch Hochgeschwindigkeitszüge fahren.

Mehr Güterverkehr von Nord nach Süd

Der Hintergrund: Die Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim soll das Schienennetz aufwerten. Drei Ziele stehen dabei im Vordergrund: Der Fernverkehr soll schneller und pünktlicher, der Güterverkehr effizienter und die Gesamtkapazität erhöht werden. Durch das Rheintal verläuft einer der wichtigsten europäischen Transportwege. Er verbindet die zwei großen Frachthäfen Rotterdam und Genua miteinander und soll künftig eine noch größere Bedeutung erhalten. Eine steigende Zahl Güter soll auf der Schiene schnell von Nord nach Süd transportiert werden. Die Bahn rechnet damit, dass bis 2030 der Güterverkehr in Deutschland um 43 Prozent zunimmt.

Mehr Lärm durch Züge

Somit werden auch mehr Züge durch Südhessen fahren. Die BILA geht von bis zu 500 Güterzügen auf der Riedbahn und der Neubaustrecke aus. Hinzu kommen rund 300 Fernzüge. Und nicht zu vergessen: etliche Regional- und S-Bahnen. Die Züge bringen Lärm mit sich und werden das Leben vieler Lampertheimer negativ beeinträchtigen – insbesondere dann, wenn die Variante C Realität wird.

Hoher Verkehr auf Neubaustrecke

Führt die Bahn die neue Zugtrasse ab Lorsch erst diagonal durch den Wald und dann quer über die Gemarkung Lampertheims, fahren ICEs und Güterzüge direkt an dem Stadtteil Neuschloß sowie den Wohngebieten Europaring und Rosenstock vorbei. Die Neubaustrecke soll tagsüber von 304 Hochgeschwindigkeitszügen befahren werden. Nachts, so der derzeitige Stand der Überlegungen, sollen bis zu 200 Güterzüge über sie rollen. Es ist also extrem viel Lärm zu erwarten.

Bis zu 300 Güterzüge am Tag auf der Riedbahn

Lampertheim wird dann doppelt bestraft. Es ist nämlich keineswegs so, dass es an der Bahnlinie durch Lampertheim künftig leiser ist. Im Gegenteil: Die ICEs sollen nach dem Bau der neuen Strecke dort zwar verschwinden. Doch die frei werdenden Kapazitäten sollen dann, das geht aus Unterlagen der Bahn hervor, von täglich bis zu 300 Güterzügen genutzt werden. Auch weil das Transportunternehmen Teile des Güterverkehrs von der Bergstraße sowie von der linksrheinischen Seite auf die Riedbahn verlagern will. Die Folge: Viel Lärm am Tag und in der Nacht.

Stress durch Zuglärm

Das Gesundheitsnetz der Ärzteschaft Lampertheim (GALA) warnt vor den negativen Folgen von Verkehrslärm. Die Mediziner rechnen damit, dass die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt wird, wenn mehr Züge über die Lampertheimer Gemarkung fahren als bisher. Der Lärm, den die Hochgeschwindigkeits- und Güterzüge verursachen, löse hohen Stress aus. Und dieser wiederum mache krank.

Brustkrebs und Herzinfarkt durch Verkehrslärm

„Allein drei Prozent aller Herzinfarkte gehen auf Verkehrslärm zurück“, weiß GALA-Mitglied Dr. Walter Seelinger. Wer häufig den Geräuschen von Fahrzeugen, Zügen und Flugzeugen ausgesetzt sei, leide meist unter Schlafstörungen und Bluthochdruck, so der Mediziner. Auch Brustkrebs stehe in engem Zusammenhang mit Lärmbelästigung. Eine Studie habe herausgefunden, dass Frauen aus Wohngebieten mit Fluglärm daran häufiger erkranken.

Lärm von 70 Dezibel

Stress tritt bei Lärm ab 60 Dezibel auf. Verwirklicht die Bahn die Variante C, müssen laut GALA mehr als 2.000 Lampertheimer eine Lärmbelästigung von über 70 Dezibel ertragen.

BILA: Bündeln mit der Autobahn

Um die Lärmbelästigung der Bevölkerung zu reduzieren, fordert die BILA einen verträglicheren Verlauf der Neubaustrecke. Die Gleise sollten parallel zur A67, auf deren Westseite, verlegt werden. Eine Trasse neben der Autobahn bringt weniger negative Begleiterscheinungen mit sich als das Vorhaben, die Neubaustrecke in der Nähe von Lampertheims Wohngebieten verlaufen zu lassen.

Viel Lärm: Mit Tempo rasen Hochgeschwindigkeitszüge über die Lampertheimer Gemarkung. Foto: Berno Nix

 

Sie quietschen, donnern und rumpeln: Künftig sollen erheblich mehr Güterzüge als bisher durch Lampertheim fahren. Foto: Berno Nix